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Beziehungsaufbau mit dem Schraubenzieher

Nicky Morgenstern (links), pflegerischer Leiter der Akut- und Krisenstation, entwickelte das Projekt der Fahrradwerkstatt und gewann das Dresdner Fahrradgeschäft GS Velo dafür, der Klinik mit fachlichem Rat zur technischen Sicherheit der Räder zu Seite zu stehen. Diesen Part übernimmt unter anderem Tankred Spittler (rechts) Nicky Morgenstern (links), pflegerischer Leiter der Akut- und Krisenstation, entwickelte das Projekt der Fahrradwerkstatt und gewann das Dresdner Fahrradgeschäft GS Velo dafür, der Klinik mit fachlichem Rat zur technischen Sicherheit der Räder zu Seite zu stehen. Diesen Part übernimmt unter anderem Tankred Spittler (rechts) Uniklinikum Dresden /Holger Ostermeyer

Kinder- und Jugendpsychiatrie bietet Fahrradwerkstatt als Element der Therapie von Akutpatienten an / Stiftung Hochschulmedizin Dresden finanziert Ausstattung

 

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden geht neue Wege im Umgang mit Jugendlichen, die aufgrund einer Krisensituation stationär behandelt werden müssen: Um diesen Patienten eine Alternative zu gestalterischen oder musischen Aktivitäten bieten zu können, entwickelten die Mitarbeiter der Pflege die Idee eines handwerklichen Angebots. Denn vor allem männlichen Jugendlichen fällt es schwer, sich den üblichen Formen der Beschäftigungstherapie zu öffnen. Deshalb stehen den Patienten ab sofort zwei Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen sie Fahrräder reparieren können. Den Aufbau der Werkstatt finanzierte die Stiftung Hochschulmedizin Dresden. Zudem unterstützt eine Behinderteneinrichtung und ein Dresdner Fahrradgeschäft das Projekt.

„Wenn Jugendliche aufgrund einer seelischen Krise als Akutpatienten in unsere Klinik eingeliefert werden müssen, ist das für alle Beteiligten eine absolute Ausnahmesituation. Nicht selten ist es für die Therapeuten und Mitarbeiter der Pflege schwer, in kurzer Zeit eine Beziehung zu den Patienten aufzubauen“, sagt Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Vor allem bei Jugendlichen mit geringerer sprachlicher Ausdrucksfähigkeit und geringerem Interesse an musischen oder gestalterischen Ausdrucksformen bietet das neue Angebot ein Handlungsfeld, in dem technische Aspekte im Vordergrund stehen. Indem es den Patienten gelingt, kontinuierlich an einem konkreten Vorhaben zu arbeiten und es auch zu Ende zu bringen, erleben sie sich selbst ganz neu. Dabei beeinflussen die mit der Arbeit verbundenen Erfolgserlebnisse das Selbstbewusstsein positiv. „Das gemeinsame Reparieren eines Fahrrades eröffnet den Patienten und Pflegenden außerdem eine ganz neue Ebene ihrer Beziehungen“, erläutert Prof. Rößner. Denn in dieser Situation geht es nicht unmittelbar um die psychische Situation des Jugendlichen, sondern um ein nur gemeinsam zu erreichendes Ziel.

In der Werkstatt werden gebrauchte Fahrräder instandgesetzt. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen die Reinigung und Demontage nicht mehr funktionsfähiger Fahrräder, das Erkennen technischer Mängel, der Umgang mit Werkzeugen und geeigneten Ersatzteilen sowie abschließend die optisch ansprechende Gestaltung der Fahrräder. Um die Fahrradwerkstatt aufbauen zu können, unterstützte die Stiftung Hochschulmedizin die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie finanziell. Sie stellte Geld für den Kauf eines Geräteschuppens, zweier Fahrrad-Montageständer sowie Werkzeug bereit.

Die in der Fahrradwerkstatt wieder instandgesetzten Zweiräder stammen von privaten Spendern sowie vom Ortsverband Dresden des Vereins „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“. Die zu dem Verein gehörenden Inpuncto-Werkstätten arbeiten ebenfalls gespendete Fahrräder auf. Deren Leiterin Carmen Gärtner erklärte sich spontan bereit, noch nicht reparierte Zweiräder aus dem Bestand des Vereins für das Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Zweiter Partner ist der Dresdner Fahrradladen „GS Velo“ – hier sicherte Geschäftsführer Gilbert Gabriel zu, künftig die reparierten Räder auf ihre Fahrsicherheit zu überprüfen und die Hobbymechaniker mit Tipps und Tricks zu versorgen.

Quelle: Uniklinikum Dresden


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